Sebastian Moll (2)

Nach 911 und der Finanzkrise ist New York irgendwie anders, nachdenklicher geworden - gigantisches, nie endendes Wachstum gehört der Vergangenheit an. Dieses Buch fängt die neue Nachdenklichkeit gut ein, ein Wegweiser zu neuen Punkten in einem New York, dessen Zentrale heute die Grand Central Station ist, das Goldene Herz Manhattans. Vor zwanzig Jahren eine heruntergekommene Station, leuchtet sie jetzt als Dreh- und Angelpunkt aller Pendler, Touristen und Geschäftsleute - wieder aufgebaut in den 90ern durch eine Bürgerbewegung unter Vorsitz von Jackie Onassis. Man trifft sich hier, shoppt, isst, führt Geschäftsgespräche, schaut, flaniert, der Treffpunkt, ein kommunikatives Mittendrin in Manhattan.

13 wunderschöne, stimmungsvolle Geschichten, gut erklärende Hintergründe aus New York lassen die Unfasslichkeit dieser Stadt irgendwie klar werden und die Sorgen verstehen. Die Menschen begreifen, dass die Ankunft der Kreativen der Vorbote der Verdrängung ist - ein gelungener Satz, der überall auf der Welt in Metropolen gilt. Der Autor lebt in Harlem, in Hamilton Heights, er selbst ist wohl auch ein Vorbote der Veränderung, ebenso der junge Filmregisseur, der einen Film über Harlem gedreht hat. Der ständige Kampf in New York, nie enden wollend, Viertel um Viertel verändernd, es gehört dazu, man zieht weiter, bleibt, genießt wirkliche urbane Multikulturalität, wohl wissend, dass nichts bleibt.

Besonders erhellend und gut skizziert ist die Geschichte um Lower Manhattan bzw. die Zwillingstürme. Am Schicksal des ehemaligen Schuhmachers im Untergeschoss der TwinTowers wird erklärt, welche Fehler 1977 beim Bau des WTC und heute beim Wiederbau gemacht wurden. Man ist mittendrin in den Geschichten, die zwischen weit oben und ganz konkret eine hervorragendes Mix bieten, mit dem Effekt bleibenden Verstehens bzw. Erinnerns dieser Sachverhalte.

2013… (lisätietoja)