Thomas Kistner

Besser als jeder Fußball-Krimi

Im Vorfeld der Berichterstattung zur CL Stadtmeisterschaft zwischen Real und Atletico Madrid erfährt man die drückende Überlegenheit spanischer Clubs, die sich über die letzten Jahre vor allem gegen deutsche Vereine aufgebaut hat. Warum ist dort so viel Geld vorhanden (Zuschüsse und Steuervergünstigungen über jedes gesunde Maß hinaus) und warum sind die Spieler derart überlegen, gerade in entscheidenden Momenten? Warum hat ein deutsche Wunderheiler (Müller-Wohlfarth) Krach mit Pep Guardiola ?, der dies sagte: „Wenn der Arzt sagt, der Spieler ist in acht Wochen wieder fit, will ich ihn in sieben Wochen haben, wenn er sagt, in fünf, will ich ihn in vier…“

Warum wird das Thema Doping durch Fußballer und die sie begleitenden Medien immer wieder ins Reich der Märchen geschickt? Es kann nicht sein, was nicht sein darf! Die Religion Fußball darf niemand angreifen, aber Thomas Kistner legt mit diesem Buch alles offen, um klar zu sehen und hinter die Kulissen zu blicken. Maß und Verstand zählen im Fußball schon lange nicht mehr, dagegen stehen Glaube, wahnwitzige Gelder und Fußballer, die alles tun, um weiter nach vorne zu kommen bzw. im entscheidenden Moment fiter zu sein als andere.

In keinem Land gelangt man so leicht an Dopingmittel wie in Spanien, sagte Chris Goosens, Vorsitzender der Vereinsärzte der Profiligen in Belgien. Und jeder erinnert sich an den eingangs erwähnten Krach zwischen Pep Guaridiola mit Müller-Wohlfarth, Arzt von Bayern München. Warum bezogen so viele Radrennställe ihre Trainingsquartiere auf der Iberischen Halbinsel? Warum wurden so viele Rad-Ärzte von Fußballvereinen angeheuert? Der Fußballwahn in Spanien kennt keine Grenzen, er ist systemrelevant, Fußballer dort spielen außerhalb von Anstand und Verstand erklärt TK. Er weist dies in diesem Buch schlüssig nach, spannend nur, dass es niemand zu interessieren scheint, auch in Deutschland nicht.

Dabei ist auch bei uns von Anfang an Doping mit im Spiel gewesen zu sein. Sogar Sepp Herberger, der im Krieg die braune Schokolade kannte, scheint seine Spieler im Endspiel gedopt zu haben, mit einem Aufputschmittel, das die Piloten im WK2 schon nutzen. Puskazs, der ungarische Wunderstürmer, wies immer wieder auf die leeren Ampullen in Spiez hin und durfte bis 1964 kein deutsches Stadion mehr besuchen. Tony Schumacher in den 80ern, Klümper und v.a. - mit den Dopingtests wurden parallel immer neue Auswege des Dopens gefunden und auch Fußballer waren/sind am Tropf dieser Leistungsverstärker, manchmal sogar, ohne es zu wissen, je nachdem in welchen Staaten man spielte.

Zinedine Zidane’s Spitzname war Epo Festival und auch Cristiano geht heute noch in jenes „Aufbau.Spa“ in Südtirol, von dem alle so schwärmen, Maradona, Benzema, Ronaldo. Dabei erhalten Spieler heute so viel Geld, dass sie in vorauseilendem Gehorsam angehalten sind, alles aus eigener Tasche zu zahlen, um jene Spur leistungsfähiger zu sein, die Spiele im Viertelfinale der CL entscheiden. Eine Empfehlung Zidane’s reicht, um auf die richtige „Spur“ zu kommen. Ausgiebig wird auch das merkwürdige Verletzungs- und Genesungsverhalten Robbens geschildert, ein spezieller Fall für sich. Ähnlich merkwürdig der Versuch, eine Biografie über Zidane zu schreiben, bei dem sogar Manuskripte entwendet und Personen plötzlich nichts mehr gesagt haben wollen. Zidane - ein geheimes Leben - erschien aber doch, allerdings um einige heikle Passagen entschärft.… (lisätietoja)